Der Mädchenreigen by Gantert Susanne

Der Mädchenreigen by Gantert Susanne

Autor:Gantert, Susanne [Gantert, Susanne]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


21. Kapitel

Auf dem Weg nach Adersheim

Nachdem Konrad, Laurenz und Hans früh am nächsten Morgen zusammen mit dem Hofgesinde eine stillschweigende Mahlzeit eingenommen hatten, einigten die drei sich, zunächst auf eine Befragung in Thiede zu verzichten, und machten sich in das eine gute Meile entfernte Adersheim auf.

Bei der emsigen, hübschen Magd hatten sie über den angeblichen Mädchenraub in Adersheim nicht mehr viel erfahren können. Die lustige Liese hatte auf Nachfragen sehr vernünftig geantwortet, dass viele Geschichten, die durch die Dörfer zogen, beim dritten oder vierten Dorf schon ins Unermessliche aufgebauscht seien, sodass diese sich zwar sehr spannend anhörten, wenn man aber die Wahrheit wissen wolle, so müsse man sich schon in das Dorf begeben, wo sich die Geschichte zugetragen habe. Was sie selbst mit Sicherheit nur sagen könne, sei, dass ein weiteres Mädchen verschwunden sein sollte.

Mit finsterem Blick hatte Laurenz beobachtet, dass Liese Konrad zum Abschied noch einmal einen ausgiebigen Blick in ihren Ausschnitt gönnte und sich gar zum Schluss auf Zehenspitzen stellte und ihm einen zarten Kuss auf die Wange hauchte. Was sie ihm danach in die Ohren raunte, war nicht zu verstehen, aber Laurenz hatte eine gewisse Vermutung, als er das, wie er fand, etwas dümmliche Grinsen auf Konrads Gesicht sah.

Konrad berechnete, dass sie für den Weg etwa knapp zwei Stunden brauchen würden und dass sie, wenn nicht neue Erkenntnisse sie in eine andere Richtung führen würden, die Nacht in seiner Wohnung in der Heinrichstadt, die dann auch nur noch einen Ritt von einer Stunde entfernt lag, verbringen könnten.

»Dann kann ich gleich in der Kanzlei einen kurzen Bericht erstatten und vielleicht auch noch Soldaten zur Hilfe für die weitere Suche beantragen. Wir kommen einfach zu langsam voran.«

Laurenz, der sich während des gestrigen Rittes als ein sehr kurzweiliger Plauderer erwiesen hatte und der selbst immer wieder überrascht über sein umfangreiches Wissen zu sein schien, zeigte sich heute mürrisch und übellaunig. Hans, der die Nähe, die sich so schnell zwischen Konrad und Laurenz entwickelt hatte, mit größtem Missfallen beobachtet hatte, nutzte die Situation für sich. Immer wieder trieb er sein Pferd neben Konrad und versuchte, ihn in ein Gespräch über diese oder jene Belanglosigkeit zu verwickeln. Es fiel ihm nicht auf, dass auch Konrad nicht sehr bei der Sache zu sein schien, denn dieser gab gelegentlich ein »hm« oder »ja« von sich, als wenn er ihm zuhörte. In Wirklichkeit war Konrad tief in Gedanken versunken. Doch plötzlich drangen die Worte »Maibraut heimführen« in sein Bewusstsein. Er sah auf und wollte von Hans wissen: »Was sagtest du eben über das Heimführen einer Maibraut?«

»Habt Ihr nicht gesehen, dass sie schon in allen Dörfern beginnen, den Dorfanger zu schmücken? Der nächste Donnerstag ist der 1. Mai und da werden überall die Maibräute gekürt.«

Konrad, der sein Leben nur in Städten verbracht hatte, als Kind in Braunschweig, dann in der Heinrichstadt beziehungsweise an der Universität in Helmstedt, konnte mit dieser Aussage nicht allzu viel anfangen. Hans hinwiederum wusste sehr viel über das Geschehen in den Dörfern, weil er als Kind viel Zeit bei seinen Großeltern in dem Dorf Waggum verbracht hatte, wo die Wahl der Maikönigin entweder schon am 1.



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